Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: Regiopolen und Regiopolregionen für Deutschland

Projektsteckbrief

Im Rahmen der Leitbilddiskussion der Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) wurde Anfang der 2000er-Jahre der Begriff „Regiopole“ geprägt. Regiopolen blieben jedoch zunächst ein Randthema in der Raumordnung. Mit dem Auftrag der Begleitforschung wurden Vorschläge zur Definition der zentralen Begriffe Regiopole, Regiopolraum und Regiopolregion vorgelegt, eine Einordnung in Regional-Governance-Systematiken vorgenommen sowie erste Handlungsfelder regiopolitaner Kooperationen identifiziert. Im Mittelpunkt standen bundesweite empirische Analysen zu Regiopolität, demnach die Frage, was eine Regiopole grundsätzlich ausmacht und sie von Oberzentren unterscheidet.

Ausgangslage

Der Begriff „Regiopole“ wurde in den 2000er-Jahren im Rahmen der Leitbilddiskussion der Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) eingeführt und in einer Veröffentlichung von Aring und Reuther (2008) erstmals systematisch beleuchtet. Mit Regiopolen wurden zunächst kleine Großstädte bezeichnet, die als regionale Entwicklungsmotoren außerhalb von Metropolregionen Impulse für Wirtschaft und Gesellschaft setzen und als Oberzentren eine herausgehobene Rolle für ein größeres Umland übernehmen. Regiopolen blieben jedoch zunächst ein Randthema in der Raumordnung. Raumordnungspolitische Anstrengungen konzentrierten sich vielmehr auf eine Positionierung und Institutionalisierung von Metropolregionen (vgl. Metropolregion Hamburg o. J.) und metropolitanen Grenzregionen.

Die MKRO hat mit den 2016 aktualisierten Leitbildern und Handlungsstrategien für die Raumentwicklung in Deutschland die Weiterentwicklung der Metropolregionen erneut als zentrale Aufgabe zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit identifiziert. In den „neuen“ Leitbildern wird jedoch erstmals und explizit auf die herausragende Bedeutung von Regiopolen als Wachstums- und Innovationskerne außerhalb der Metropolregionen hingewiesen. Laut der MKRO leisten diese „schon heute einen erheblichen Beitrag zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum und übernehmen wichtige Entwicklungs- und Versorgungsfunktionen für ihre Verflechtungsbereiche. Im Rahmen einer Raumentwicklungsstrategie sollen diese Wirtschafts-, Innovations- und Technologiestandorte gestärkt werden. Initiativen zur Weiterentwicklung von Stadtregionen, mit denen Wachstums- und Innovationsprozesse in Räumen abseits der Metropolregionen als Prozesse der Selbstorganisation auf Initiative regionaler Akteurinnen und Akteure befördert werden können (im Sinne von Regiopolen), sollen dabei unterstützt werden. Dies findet insbesondere seinen Niederschlag in den Regiopolenkonzepten“ (Geschäftsstelle der Ministerkonferenz für Raumordnung 2016, S. 10).

Vonseiten der Facharbeitsgruppe „Raumordnung, Statistik“ der Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnis-se“ wurde in ihrem Endbericht im April 2019 empfohlen, den Aufbau eines RegioPole-Netzwerks zu fördern und in diesem Kontext zu klären, welchen Beitrag Regiopolen und Regiopolregionen zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse leisten können (vgl. BMI 2019, S. 74)

Am 16. März 2016 wurde das Deutsche RegioPole-Netzwerk von den Oberzentren Rostock, Bielefeld, Erfurt, Paderborn, Siegen und Trier in Berlin gegründet. Seit 2019 gehören auch die Städte Koblenz und Würzburg dem Netzwerk an. Um das RegioPole-Netzwerk zu unterstützen, förderte der Bund die Arbeiten im Rahmen des Programms Region gestalten. Die fachliche Betreuung des RegioPole-Projektes im Programm Region gestalten übernahmen das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI; heutige Zuständigkeit: Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB)) und das BBSR. Parallel dazu installierte der Bund 2020 eine Begleitforschung im Rahmen des Programms Region gestalten.

Ziel

Die Begleitforschung hatte die Aufgabe, das Regiopol(regionen)konzept im Kontext neuer Herausforderungen zu reflektieren sowie den Beitrag und Mehrwert des Konzepts für eine nachhaltige Raumentwicklung zu diskutieren. Grundsätzlicher Auftrag war es, Empfehlungen für eine Einordnung der Regiopolen und Regiopolregionen in den raumordnungspolitischen Diskurs auf Ebene des Bundes und der Länder zu formulieren. Dazu bedarf es insbesondere

  1. einer Anknüpfungsfähigkeit, aber auch hinreichender konzeptioneller Abgrenzung von bestehenden Konzeptionen der Raumordnung (Metropolregionen und Zentrale Orte),
  2. einer Evidenzbasis, die innerhalb der jeweiligen Länder, aber auch – soweit möglich – zwischen den Ländern vergleichbar ist, sowie schließlich
  3. klar definierter Handlungsfelder, die Gegenstand der regionalen oder interkommunalen Kooperation in den Regiopolen und Regiopolregionen sind.

Auftragnehmer des Forschungsprojektes war das Büro agl Hartz • Saad • Wendl in Saarbrücken (Bearbeitung: Andrea Hartz, David Frey und Anna Buchholz). Unterauftragnehmer waren Prof. Dr. Stefan Greiving (Olfen), Prof. Dr. Thorsten Wiechmann (Dortmund) und Dr. Thomas Terfrüchte (Dortmund).

Quellenhinweise:
Metropolregion Hamburg, o. J.: Initiativkreis Europäische Metropolregionen in Deutschland (IMK). Alle Metropolregionen im Kurzportrait [abgerufen am 08.05.2023]

BMI – Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, 2019:
Unser Plan für Deutschland – Gleichwertige Lebensverhältnisse überall. Berlin.

Regiopolen und Regiopolregionen in Deutschland Empirische Befunde und raumordnungspolitische Empfehlungen Einzelpublikation

Kontakt

  • Krzysztof Luzar
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat RS 1 „Raumentwicklung“
    Telefon: +49 228 99401-2148
    E-Mail: Krzysztof.Luzar@bbr.bund.de

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