Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: Praxistest zur besonders erhaltenswerten Bausubstanz

Projektsteckbrief

Ausgehend von der kommunalen Arbeitshilfe „Die besonders erhaltenswerte Bausubstanz in der integrierten Stadtentwicklung“ führte das BBSR im Auftrag des BMI von Januar 2017 bis Dezember 2021 einen Praxistest zur besonders erhaltenswerten Bausubstanz durch. Mit dem Praxistest sollten methodische Herangehensweisen für das Erkennen und Erfassen der besonders erhaltenswerten Bausubstanz untersucht werden. Die Ergebnisse flossen in eine Arbeitshilfe ein, die allen Kommunen eine praxisnahe Hilfestellung anbieten soll.

Ausgangslage

Historische Stadtkerne, Stadtquartiere, Siedlungen, Dorfkerne oder Vororte – insbesondere die vorhandenen Gebäudebestände prägen das Bild unserer gebauten Umwelt. Spezielle Baumaterialien wie Schiefer oder Klinker, Baukonstruktionen wie Fachwerk, regionale und orts- oder stadttypische Bautraditionen oder auch Ensembles bedeutender Architekten geben ihr oft ein unverwechselbares Gesicht und sind so identitätsstiftend für ihre Bewohner. Der vorhandene Gebäudebestand zeichnet sich neben eingetragenen Denkmalen auch durch die besonders erhaltenswerte Bausubstanz aus. Dieser Begriff bezieht sich auf Gebäude, Gebäudeensembles und Siedlungsteile, deren gestalterische Überformung oder Abbruch zu einem Verlust des charakteristischen Erscheinungsbildes von Dorf, Stadt und Region beitragen und die Erlebbarkeit von gebauter Orts- und Stadtgeschichte beeinträchtigen würde. Aktuelle Herausforderungen wie der demografische, soziale, wirtschaftliche und strukturelle Wandel tragen dazu bei, dass die vorhandene Bausubstanz an derzeitige und zukünftige Bedürfnisse anzupassen ist. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die angemessene energetische Sanierung der besonders erhaltenswerten Bausubstanz.

Die vom Bund eingesetzte Expertengruppe Städtebaulicher Denkmalschutz hat im August 2015 mit einem Memorandum unter dem Titel „Besonders erhaltenswerte Bausubstanz und Stadtidentität in der integrierten Stadtentwicklung“ den Zusammenhang von gebauter Umwelt und städtischer Identität als Motor für bestandsorientierte Investitionen herausgestellt. Sie hat mit diesem Memorandum zudem zum gemeinsamen Handeln von Bund, Ländern, Gemeinden, Eigentümern, Forschung und Wissenschaft aufgerufen, um die vielfältigen Bautraditionen und baulichen Zeugen unterschiedlicher Stile und Epochen zu sichern.

Vor der Positionierung setzte sich die Expertengruppe fachlich intensiv mit der Frage auseinander, wie mit der besonders erhaltenswerten Bausubstanz umzugehen ist. Das Bundesministerium hatte angestoßen, den Diskurs weiterzuführen, da sich insbesondere aus der Notwendigkeit einer forcierten energetischen Gebäudesanierung der Bedarf konsistenter Handlungsweisen auf kommunaler Ebene ergab. Die Kommunen müssen dem Gleichbehandlungsgrundsatz gerecht werdende Verwaltungsentscheidungen zu EnEV-Ausnahmetatbeständen und zu einschlägigen Förderverfahren treffen. Gleichzeitig sind sie gefordert, das jeweilige Orts- und Stadtbild in seinen Qualitäten zu sichern und Investitionen von Eigentümern und Maßnahmenträgern anzuregen. Um eine erste Hilfestellung für die kommunale Praxis zu geben, hatte der Bund bereits 2014 die Arbeitshilfe „Die besonders erhaltenswerte Bausubstanz in der integrierten Stadtentwicklung“ herausgegeben. Darauf aufbauend wurde der Praxistest durchgeführt.

Ziel

Ziel des Praxistests war es, in ausgewählten Modellkommunen Möglichkeiten und Herangehensweisen für das Erkennen und Erfassen besonders erhaltenswerten Bausubstanz zu erproben. Den Kern bildete dabei die zehnmonatige Erfassungsphase, in der die Modellkommunen unterschiedliche methodische Herangehensweisen zur Erfassung anwenden und auf ihre Tauglichkeit prüfen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden wissenschaftlich aufgearbeitet und in eine Arbeitshilfe einfließen. Diese soll Kommunen übertragbare, anwendungsnahe Möglichkeiten zum Erkennen und Erfassen von erhaltenswerter Bausubstanz aufzeigen.

Der Praxistest wurde bewusst auf der städtischen Ebene angesiedelt. Die Ermittlung der besonders erhaltenswerten Bausubstanz ist eine Aufgabe, deren Federführung der Kommunalverwaltung obliegt. Dabei strebt der Praxistest an, die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung zu stärken. Zudem sollte die kommunenindividuelle Einbindung weiterer Akteurinnen und Akteure angeregt und gefördert werden.

Auftragnehmer war complan Kommunalberatung GmbH aus Potsdam.

Kontakt

  • Ricarda Ruland
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat RS 7 „Baukultur, Städtebaulicher Denkmalschutz“
    Telefon: +49 228 99401-2301
    E-Mail: ricarda.ruland@bbr.bund.de

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