Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Erreichbarkeitsmodell des BBSR

Die regionalen und großräumigen Erreichbarkeitsverhältnisse in Deutschland und Europa unterscheiden sich sehr. Sie sind ein wesentliches Merkmal der Raumstruktur mit weitreichenden Konsequenzen für die Raumentwicklung. Das Erreichbarkeitsmodell des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) ist Grundlage für Raumanalysen.

Um die Lagegunst von Regionen und die Versorgung mit Infrastruktureinrichtungen zu bestimmen, werden anhand des Erreichbarkeitsmodells Fahr- bzw. Reisezeiten zu raumbedeutsamen Einrichtungen und Orten wie Oberzentren, Mittelzentren, Flughäfen oder Autobahnen errechnet. Die Analysen beziehen sich auf verschiedene Verkehrsträger und reichen von der regionalen bis hin zur europäischen Ebene. Sie sind damit ein Baustein für die Berichterstattung zur Raumentwicklung in Deutschland und Europa.

Netzmodelle für Straße, Schiene und Luftverkehr

Grundlage des Modells sind die digital erfassten, bestehenden und geplanten Verkehrsnetze für Straße, Schiene und Luftfahrt. Die Netzmodelle sind in ein Geoinformationssystem integriert, das auch ein Modul zur Netzwerkanalyse einschließt.

Über ein Routensuchverfahren lassen sich zwischen beliebigen Bezugspunkten innerhalb der Verkehrsnetze Distanzmatrizen berechnen. Die zeitlich schwankenden Verkehrsströme im Straßennetz bleiben dabei unberücksichtigt. Die ermittelten Fahrzeiten stellen also lediglich den "frei fahrenden" motorisierten Individualverkehr dar. Über die Zuordnung von Geschwindigkeitsprofilen zu den Elementen des Straßennetzes, von schnellen Bundesautobahnen bis zu langsamen Stadtstraßen, werden jedoch siedlungsstrukturelle Unterschiede der Verkehrsbelastung berücksichtigt. Im öffentlichen Verkehr bilden die Reisezeiten den fahr- oder flugplangemäßen Verkehr ab.

Als wichtige räumliche Bezugspunkte innerhalb der Netzmodelle bilden die Gemeinden oder Verkehrszellen die Ausgangspunkte für die Berechnungen. Zentren oder Standorte von Infrastruktureinrichtungen wie z. B. Flughäfen, Bahnhöfe, Krankenhäuser oder Autobahnanschlußstellen dienen als Ziele. Je nach Forschungsfrage ermittelt das Modell Daten über Reise- bzw. Fahrzeiten oder die zurückzulegende Wegstrecke. Hieraus lassen sich Aussagen zur regionalen Infrastrukturversorgung der Bevölkerung und deren Veränderung durch den Ausbau oder Rückbau von Infrastrukturen ableiten. Außerdem liefern die Erreichbarkeitsanalysen grundlegende Erkenntnisse zur Siedlungsstruktur und zur Typisierung der Regionen innerhalb Deutschlands und Europas hinsichtlich ihrer räumlichen Lage, z. B. von sehr zentralen bis zu sehr peripheren Räumen.

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