Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Dokumenttyp: Fachbeitrag Datum 17.02.2009 Datengrundlagen zur Beobachtung der Flächenentwicklungen in Deutschland

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Daten zur Flächennutzung liefern Grundlageninformationen zur Bodennutzung, insbesondere für raumordnungs- und umweltrelevante Entscheidungen auf Bundes-, Länder- und Gemeindeebene. Weiterhin dienen die Daten zur Beobachtung der Entwicklungstendenzen bei der Bodennutzung sowie zur Ausarbeitung von Richtlinien der Raumordnungs- und Umweltschutzpolitik. Das BBSR nutzt unterschiedliche Datenbasen für das Flächenmonitoring.
Fachbeitrag: Februar 2009

AFIS-ALKIS-ATKIS Modell

Die Vermessungs- und Katasterverwaltungen der Bundesländer haben die Aufgabe, raumbezogene Basisdaten (Geobasisdaten) für Verwaltung, Wirtschaft und private Nutzer zur Verfügung zu stellen. Derzeit werden die Datenbestände aus drei Fachinformationssystemen zu einem bundesweit einheitlichen Grunddatenbestand zusammengeführt.
Die Festpunkte werden im Amtlichen Festpunktinformationssystem (AFIS) mit einem eigenen Objektartenkatalog geführt. Im Amtlichen Liegenschaftskataster-Informationssystem (ALKIS) werden die Automatisierte Liegenschaftskarte (ALK) und das Automatisierte Liegenschaftsbuch (ALB) zusammengeführt. Die raumbezogenen (Karten-) und nicht-raumbezogenen (Buch-) Daten werden systemtechnisch verbunden und redundanzfrei geführt. Die "Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung" basiert auf diesem Liegenschaftskataster.

ALKIS wird mit dem Amtlichen Topographisch-Kartographischen Informationssystem (ATKIS) harmonisiert. ATKIS stellt datenverarbeitungsfähige digitale Erdoberflächenmodelle öffentlich-rechtlich bereit. Im Rahmen des ATKIS werden folgende digitale, geotopographische Basisdaten bereitgestellt:

  • Digitale Landschaftsmodelle (Situationsmodelle, objektstrukturiert)
  • Digitale Topographische Karten
  • Digitale Gelände-/Höhenmodelle
  • Digitale Orthophotos

Flächenerhebungen

Zur Beobachtung der Flächennutzung gab es in der Vergangenheit zwei Basis-Statistiken: die Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung und die Flächenerhebung nach Art der geplanten Nutzung, die mittlerweile eingestellt wurde.

Die Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung basiert auf dem Liegenschaftskataster und umfasst u.a. Nutzungsarten wie Siedlungs- und Verkehrsflächen, Landwirtschaftsflächen, Wald- und Wasserflächen. Diese Statistik wird vom Statistischen Bundesamt in Zusammenarbeit mit den zuständigen Landesämtern aktualisiert und ausgewertet. Die Veröffentlichung erfolgt in der Fachserie 3, Reihe 5.1, Bodenfläche nach Art der tatsächlichen Nutzung, des Statistischen Bundesamtes. Sie wurde bislang bundesweit alle vier Jahre erhoben; mittlerweile stellen die statistischen Landesämter die Vollerhebung auch jährlich zur Verfügung. Die erste Erhebung erfolgte 1979 und seit 1992 existieren gesamtdeutsche Daten.

Auf Basis der Änderung des Agrarstatistikgesetzes vom 8.8.2002 berichtet das Statistische Bundesamt seit 2001 jährlich auf Länderebene über die Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsfläche. Zuvor hat das BBSR zwischen 1997 und 2000 Hochrechnungen zur jährlichen Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsfläche im Bundesgebiet durchgeführt. Dazu wurden auf der Basis von Ländermeldungen, an denen sich 15 der 16 Bundesländer beteiligt haben, Hochrechnungen zur Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsflächen im Bundesgebiet erstellt.

Mit der Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung sind interregionale Vergleiche und Zeitvergleiche der Flächennutzung bundesweit und methodisch einheitlich möglich, auch wenn es Beeinträchtigungen z.B. durch statistische Umwidmungen, durch Änderungen von Definitionen oder bei der Katasterführung gibt.

Die Dateninformationen der Flächenerhebung der tatsächlichen Nutzung werden in den nächsten Jahren in das Geobasidaten - Informationssystem ALKIS überführt. Mit dem ALKIS soll ein einheitlicher amtlicher Geodatenbestands der Vermessungsverwaltung aus den digitalen Daten des Liegenschaftskatasters, der Topographie und der Landesvermessung entstehen.

Die Flächenerhebung nach Art der geplanten Nutzung stellte, basierend auf einer Auswertung der Flächennutzungspläne der Gemeinden, eine bundesweite Bestandsaufnahme der Planungen über die zukünftige Bodennutzung dar. Ihre Ergebnisse lieferten Anhaltspunkte zur zukünftigen Entwicklung der Flächennutzung in der Bundesrepublik Deutschland. Analog zur tatsächlichen Nutzung waren auch hierbei interregionale und Zeitvergleiche möglich, allerdings mit erheblichen Einschränkungen, da der Stand der Fortschreibungen der Flächennutzungspläne bzw. deren Simulation sehr unterschiedlich war. Auch war der direkte Vergleich mit der Flächenerhebung der tatsächlichen Nutzung (Soll-Ist-Vergleich) aufgrund der unterschiedlichen Basisdaten der beiden Statistiken nicht möglich. Die Ergebnisse der Erhebung wurden in der Fachserie 3, Reihe 5.2, Bodenfläche nach Art der geplanten Nutzung, des Statistischen Bundesamtes veröffentlicht. Die Statistik wurde jedoch im Rahmen von Einsparungsmaßnahmen eingestellt.

CORINE-Landcover

Das Projekt CORINE Land Cover (CLC) hat zum Ziel, europaweit einheitliche und damit vergleichbare Daten der Bodenbedeckung zu erstellen. Es ist Teil des Programms CORINE (Coordination of Information on the Environment) der Europäischen Union. Auf der Basis von Satellitendaten im Maßstab 1:100.000 werden Kartierungen der Bodenbedeckung und Landnutzung europaweit durchgeführt. Dabei wurden erstmalig 1990 (CLC 1990) einheitlich 44 Landnutzungsklassen erfasst, von denen 37 Klassen in Deutschland relevant sind. Für die Jahre 2000 (CLC 2000) und 2006 (CLC 2006) wurden die Daten erneut kartiert und Veränderungen zu den jeweils vorherigen Erfassungen dargestellt. Die Erfassungsuntergrenze dieser Daten liegt bei 25 ha. Änderungen zwischen den beiden letzten Erhebungen werden ab 5 ha erfasst. Lineare Strukturen wie Verkehrsflächen lassen sich methodisch bedingt praktisch nicht erfassen.

Digitales Landbedeckungsmodell für Deutschland (DLM-DE)

Das DLM-DE beschreibt die topographischen Objekte zur Landbedeckung und Landnutzung im Sinne der europäischen Nomenklatur von CORINE Land Cover (CLC). Der Datenbestand des DLM-DE basiert auf 99 ausgewählten flächenhaften Objektarten des ATKIS® Basis-DLM aus den Bereichen Siedlung, Verkehr, Vegetation und Gewässer. Dieser Datensatz wurde vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) basierend auf den ATKIS Objektarten und Satellitendaten für das Jahr 2009 erzeugt. Eine erste Aktualisierung ist für das Jahr 2012 geplant. Der Datensatz stellt damit erstmals eine koordinierte Erfassung von Landbedeckungs-Informationen sicher, in dem die Interoperabilität von verschiedenen topographischen Informationen und Datensätzen (Geobasis- und Geofachdaten) gewährleistet ist.

GMES Urban Atlas

Der Urban Atlas stellt eine räumlich und thematisch detaillierte Kartierung der Landbedeckung in Stadtregionen dar, die auf hoch aufgelösten Satellitendaten basiert. Dieser Datensatz ist erstmals für das Jahr 2006 erstellt worden und soll künftig in einem mehrjährigen Zyklus aktualisiert werden. Er ist ein Produkt des GMES (Global Monitoring for Environment and Security) Kerndienstes Landüberwachung und wird von der Europäischen Umweltagentur koordiniert. Dadurch soll die Erfassung von Landbedeckung und deren Veränderungen unterstützt werden. Derzeit liegen für Deutschland Informationen für 35 Stadtregionen vor.

Bodenmarktberichtssystem und Baulandumfragen

Die Strukturen und Entwicklungen auf Immobilienmärkten, insbesondere Angebote und Preise, beeinflussen in beträchtlichem Maße die Neuflächeninanspruchnahme für den Wohnungs- und Gewerbebau und die damit verbundenen regionalen und örtlichen Raum- und Siedlungsstrukturen. Aus diesem Grund werden die Strukturen und Entwicklungen fortlaufend vom BBSR beobachtet und analysiert. Genutzt wird hierfür ein Bodenmarktberichtsystem, basierend auf Angaben der Gutachterausschüsse für Grundstückswerte.

Aussagen zur Baulandversorgung werden außerdem auf Basis von periodisch durchgeführten Umfragen des BBSR zur Baulandsituation in ausgewählten Städten und Gemeinden im Bundesgebiet getroffen. Besondere Berücksichtigung finden dabei Fragen des Baulandbedarfs und der Baulandverfügbarkeit, ferner Fragen zu Strategien und eingesetzten Instrumenten bei der Baulandentwicklung und Baulandbereitstellung. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Thema Brachflächen und deren Wiedernutzung.

Ziel ist die Bauland- und Immobilienmarktbeobachtung sowie die Überprüfung des Einsatzes und der Wirksamkeit der vorhandenen bodenmarktpolitischen Instrumente. Die Ergebnisse werden regelmäßig in Bauland- und Immobilienmarktberichten aufbereitet.

Bautätigkeitsstatistik

Inhalt der Bautätigkeitstatistik sind Baugenehmigungen und Baufertigstellungen im Hochbau, der Bauüberhang am Jahresende, Bauabgänge von Hochbauten und die Fortschreibung des Wohngebäude- und Wohnungsbestandes. Sie erstreckt sich auf alle genehmigungs- oder zustimmungspflichtigen sowie genehmigungsfreien Baumaßnahmen im Hochbau, bei denen Wohnraum oder sonstiger Nutzraum geschaffen oder verändert wird. Erfasst werden dabei überwiegend Neubauten, aber auch Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden, wie z.B. der Ausbau von Dachgeschossen sowie Um- und Ausbauten.

Die Daten, die der Bautätigkeitsstatistik (Baugenehmigungen, Baufertigstellungen, Abgänge und Bauüberhang) zugrunde liegen, beziehen sich auf die Gebäude und werden über den Bauherren erfasst. Die Gebäude werden zunächst entweder als Wohn- oder Nichtwohngebäude gekennzeichnet und dann nach der weiteren Art des Gebäudes spezifiziert. Beispielsweise sind die Wohngebäude nach Ein-, Zwei-, Mehrfamilienhäusern oder Wohnheimen aufgegliedert. Nichtwohngebäude werden z.B. nach Büro- und Verwaltungsgebäuden, landwirtschaftlichen Betriebsgebäuden, Fabrik- und Werkstattgebäuden, Hotels und Gaststätten differenziert.

Nicht einbezogen in die Statistik der Bautätigkeit werden Tiefbauten (z.B. Straßen, Tunnel, Brücken). Festgehalten werden in der Bautätigkeitsstatistik im Wesentlichen Zugänge und Abgänge der Bausubstanz mit Hilfe von Indikatoren wie z.B. Anzahl der Gebäude, Wohnfläche, Nutzfläche, umbauter Raum und Baukosten.

Die Ergebnisse der Bautätigkeitsstatistik, insbesondere die Baugenehmigungen betreffend, gelten als Frühindikatoren der konjunkturellen Entwicklung und werden daher stark nachgefragt. Bis 1996 wurden auch städtebauliche Daten zur Grundstücksauslastung und Grundstücksgröße von Bauflächen erhoben. Seit Inkrafttreten des 3. Statistikbereinigungsgesetz 1996 werden zahlreiche städtebauliche Daten der Bautätigkeitsstatistik nicht mehr erhoben. Damit lassen sich eine Reihe von Auswertungen, z.B. zur baulichen Auslastung der Grundstücke im Zeitvergleich oder zum Grad der Versiegelung und Überbauung aus dieser Statistik nicht mehr erheben.

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