Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Dokumenttyp: Fachbeitrag Datum 17.07.2012 Transnationale Zusammenarbeit in Europa: Wie deutsche Städte und Regionen profitieren

Das Programm INTERREG IV B unterstützt in den Jahren 2007 bis 2013 die transnationale Zusammenarbeit deutscher Akteure mit ihren Partnern in den fünf staatenübergreifenden Kooperationsräumen mit insgesamt 1,1 Mrd. Euro. Deutsche Städte und Regionen sind an mehr als 300 Projekten beteiligt.

  • Großstädte, Küstenregionen und Grenzregionen besonders intensiv eingebunden.
  • Partnerschaften bestehen oft über die Projektlaufzeit hinaus.

Aufgrund der zentralen Lage Deutschlands in der Europäischen Union kommt der territorialen Zusammenarbeit eine besondere Bedeutung zu. Viele räumliche Herausforderungen können nicht allein auf nationaler oder regionaler Ebene gelöst werden, sondern erfordern Austausch und Zusammenarbeit. Ob es um Mobilität und Erreichbarkeit geht, um die Anpassung an den Klimawandel, um die Chancen erneuerbarer Energien, den demographischen Wandel oder um die Wiederbelebung von benachteiligten Stadtquartieren: die Städte und Regionen Europas stehen ähnlichen Aufgaben gegenüber. Gemeinsam können sie beispielsweise umweltfreundliche Verkehrskonzepte entwickeln, Anpassungsstrategien an den Klimawandel erarbeiten oder Strategien zum Umgang mit dem demographischen Wandel entwickeln.

Mit dem Ziel "Europäische territoriale Zusammenarbeit" – besser bekannt unter dem Programmtitel INTERREG – fördert die Europäische Union im Rahmen ihrer Regionalpolitik Vernetzungen dieser Art auf europäischer Ebene. Sie will damit eine nachhaltige Raumentwicklung zu fördern. Deutsche Städte und Regionen sind an mehr als 300 Projekten der transnationalen Zusammenarbeit beteiligt, davon an rund 100 Projekten als Lead Partner (Stand Mai 2012). Großstädte wie Berlin, Hamburg und München sind - auch als Standorte bundesweit tätiger Einrichtungen - besonders intensiv eingebunden. Die Landeshauptstädte mit ihren Einrichtungen sind ebenfalls an vielen Projekten beteiligt. Insgesamt ist die Beteiligung in Küstenregionen und Regionen in Grenznähe größer als in zentraleren Regionen. Offensichtlich gibt es hier einen stärkeren Kooperationsbedarf.

Deutschlandkarte: INTERREG IV B-Projekte in Deutschland (zum Vergrößern auf die Karte klicken) INTERREG IV B-Projekte in Deutschland

Die Projekte sollen

  • Innovationen fördern und wissensintensive Branchen unterstützen,
  • ein zukunftsfähiges Umwelt- und Risikomanagement fördern,
  • Erreichbarkeiten verbessern
  • und die Städte und Regionen noch wettbewerbsfähiger machen.

Transnationale Projekte haben in staaten- und zum Teil fachübergreifender Zusammenarbeit zahlreiche innovative Lösungen für die räumliche Entwicklung erarbeitet und umgesetzt. Beispielsweise verfolgen die ostdeutschen Länder das Ziel, die Verkehrsinfrastruktur im Ostsee-Adria-Korridor zu vervollkommnen, multimodale Transportketten zu entwickeln und transnationale Handlungsempfehlungen im Verkehrsbereich zu geben. Damit soll eine "Brücke" zwischen Skandinavien und der Adria entstehen und positive regionale und wirtschaftliche Effekte bewirken. Ein weiteres Thema: Hochwasser. An der Elbe wurde eine gemeinsame Strategie zur Harmonisierung der Risikomanagementsysteme und –instrumente entwickelt und Lösungen beispielhaft umgesetzt.

INTERREG B hat Kooperationen von Akteuren aus unterschiedlichen Verwaltungen der Mitgliedstaaten, unterschiedlichen Fachbereichen und Organisationen und teilweise aus der privaten Wirtschaft motiviert – so sind Partnerschaften entstanden, die oft auch über die Projektlaufzeiten hinaus bestehen. INTERREG B ist eines der wichtigsten europäischen Förderinstrumente, um Herausforderungen im Bereich einer integrierten Raumentwicklung über Staats- und Sprachgrenzen hinweg zu begegnen. Die erfolgreiche transnationale Zusammenarbeit in Europa soll daher fortgesetzt werden.

Die Europäische Kommission hat Anfang Oktober 2011 die Entwürfe für die neuen Strukturfondsverordnungen vorgelegt. Für die transnationale Zusammenarbeit (INTERREG) nach 2013 ist insbesondere die neue Verordnung zum Ziel "Europäische territoriale Zusammenarbeit" interessant. Die wichtigsten Vorschläge der Kommission sind:

  • klare Orientierung an der EU2020-Strategie
  • stärkere Quantifizierung und Ergebnisorientierung
  • Fokussierung und Konzentration (weniger Themen)
  • mehr investive Maßnahmen
  • einfachere Programmumsetzung
  • Berücksichtigung makroregionaler Strategien (Ostsee und Donau)

Die Ausrichtung der transnationalen Zusammenarbeit auf eine integrierte territoriale Entwicklung bleibt erhalten. Auch die bestehenden Kooperationsräume sollen bestehen bleiben, wobei Überlappungen in Kauf genommen werden.

Das vorgeschlagene Budget für die territoriale Zusammenarbeit beläuft sich auf 11,7 Mrd. Euro, davon sollen 20,78% (2,43 Mrd. Euro) für die transnationale Ausrichtung bereitgestellt werden. Im Vergleich zum Förderzeitraum 2007 bis 2013 (1,82 Mrd. Euro) bedeutet dies eine Budgetsteigerung um mehr als 25%.

Daten, Karten, Grafiken

Karte (druckfähig): INTERREG IV B-Projektstandorte in Deutschland
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Links

Zusammenarbeit. Grenzenlos? Was bedeutet das? Wie soll das aussehen? Und was ist der Nutzen? Die Internetseite des Programms bietet viele Informationen rund um INTERREG B und zu den fünf Kooperationsräumen mit deutscher Beteiligung.

INTERREG B

Kontakt

  • Jens Kurnol
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat RS 3 „Europäische Raum- und Stadtentwicklung“
    Telefon: +49 228 99401-2304
    E-Mail: jens.kurnol@bbr.bund.de

  • Brigitte Ahlke
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat RS 3 „Europäische Raum- und Stadtentwicklung“
    Telefon: +49 228 99401-2330
    E-Mail: brigitte.ahlke@bbr.bund.de

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