Bis heute sind in den drei deutschen Braunkohlerevieren über 400 Ortslagen dem Braunkohlebergbau gewichen. Die Gleichzeitigkeit des politisch beschlossenen Kohleausstiegs und des neuerlichen Abbaggerns von Dörfern im Lausitzer und Rheinischen Revier ist öffentlich umstritten und betont die Notwendigkeit des sensiblen Umgangs mit den von Umsiedlungen Betroffenen. Der Beitrag stellt daher die Perspektiven und Erfahrungen der Menschen in den Vordergrund, welche Umsiedlungen erfahren haben oder denen diese künftig bevorstehen. Die Forschungsergebnisse des Kompetenzzentrums Regionalentwicklung des BBSR in Cottbus zeigen, dass Umsiedlungsprozesse nicht nur den Verlust lokaler Identität und das Zusammenbrechen dörflicher Strukturen bedeuten können. Sie bieten auch Potenziale hinsichtlich der ökonomischen Besserstellung in der neuen Siedlung, der Entstehung vielfältiger sozialer Bindungen und gemeinschaftlichen Engagements sowie der Ausbildung einer neuen, die Dorfgemeinschaft verbindenden Identität. Ein Verständnis für die Perspektiven von Betroffenen hilft, Umsiedlungsprozesse und damit verbundene politische Entscheidungen mit einer größtmöglichen Legitimität und Akzeptanz zu gestalten. Die vorliegenden Erkenntnisse gelten nicht nur für Umsiedlungen im Kontext des Braunkohlebergbaus, sondern lassen sich auch auf andere Bereiche übertragen, wie beispielsweise auf Siedlungsverlagerungen aufgrund erwartbarer Extremwetterereignisse.
Ansprechpartner:
Hanne Selling (
hanne.selling@bbr.bund.de
)
Inhalt
- Vorwort
- Historischer Abriss zu bergbaubedingten Umsiedlungen in Deutschland
- Soziale Folgewirkungen von Umsiedlungen – Ein Blick in die Literatur
- Qualitativer Methodenmix
- Umsiedlungsorte im Lausitzer und im Rheinischen Revier im Profil
- Wie Umsiedlungen gedeutet und erfahren werden
- Zusammenfassung und Empfehlungen
- Literatur