Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Veröffentlichung Mal über Tabuthemen reden

Sicherung gleichwertiger Lebensbedingungen, Mindeststandards, Wüstungen ... – worüber nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert wird; Dezembertagung des DGD-Arbeitskreises "Städte und Regionen" in Kooperation mit dem BBSR Bonn am 1. und 2. Dezember 2016 in Berlin

Titelseite: BBSR-Online-Publikation

Herausgeber: BBSR Reihe: BBSR-Online-Publikation Ausgabe: 02/2018 Erschienen: 2018 ISSN: 1868-0097 URN: urn:nbn:de:101:1-201803193205

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Die vorliegende Publikation stellt Beiträge vor, die im Kontext der DGD/BBSR-Dezembertagung 2016 diskutiert wurden. Das Tagungsthema "Mal über Tabuthemen reden. Sicherung gleichwertiger Lebensbedingungen, Mindeststandards, Wüstungen … - worüber nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert wird" wurde auch 2016 im Rahmen einer Online-Umfrage unter den an dieser Veranstaltungsreihe Interessierten ausgewählt und im Weiteren über einen Call for Papers durch Referentinnen und Referenten untersetzt. Dass dieses Veranstaltungskonzept trägt, illustriert die starke Beteiligung. Die Auswahl des Tagungstitels zeigt freilich auch eine gewisse Unsicherheit bei den TeilnehmerInnen: Dass es nämlich nicht immer einfach ist, bestimmte Fragen oder Lösungsansätze, die sich innerhalb der Regionen aus dem demografischen Wandel ableiten, zu thematisieren.

Gerade im Kontext demografischer Schrumpfungsprozesse sind einem solche Erfahrungen nicht unbekannt, z.B. wenn es um die langfristige Absicherung des Leitbildes gleichwertiger Lebensbedingungen geht. Wenn in den letzten Jahren mehr als 20 Prozent der ländlich peripheren Regionen Bevölkerungsverluste realisierten und dies voraussichtlich auch künftig so weitergehen wird, dann ist es fraglich, ob in diesen Regionen jeder Ortsteil eine Perspektive hat. Sollte man diese Schrumpfungsprozesse nicht besser aktiv steuern als passiv und unberechenbar weiter laufen zu lassen? Dabei ist die Gestaltung des demografischen Wandels in den Regionen mit Sicherheit keine einfache Aufgabe. Auch wenn sich in den letzten Jahren viele Regionen engagiert den demografischen Herausforderungen gestellt haben, mussten sie doch vielfach erleben, dass sich – bezogen auf die demografischen Entwicklungsprozesse - kaum etwas zum Positiven veränderte.

Aber wie soll bzw. kann man diese Entwicklung gestalten? Wenn wir bei langfristig anhaltender Schrumpfung Entwicklung konzentrieren (müssen), drohen entwicklungsferne Räume auf der Strecke zu bleiben. Andererseits wiederholt die Politik immer wieder reflexartig, dass kein Dorf aufgegeben werden soll. Wie passt das zusammen? Welche Standards der Infrastrukturausstattung gilt es in den Schrumpfungsräumen überhaupt zu sichern? Welche Orientierungsmaßstäbe gibt es für deren Festlegung? Diese Wertediskussion ist ehrlich zu führen, auch wenn sie schwierig ist und zu bislang ungewohnten Ergebnissen führen kann.

Ziel der DGD/BBSR-Dezembertagung 2016 war es, solche Tabuthemen im Kontext des demografischen Wandels der Regionen konkret zu benennen, zu diskutieren und auch mögliche Konsequenzen aufzuzeigen sollten diese Themen nicht ausreichend diskutiert und/oder nur unzureichend gewürdigt werden.

Wissenschaftliche Begleitung
BBSR, Referat I 1 – Raumentwicklung
Dr. Steffen Maretzke ( steffen.maretzke@bbr.bund.de )


Inhalt

Vorwort

  • Steffen Maretzke, Holger Pietschmann:
    Tabuthemen konkret und direkt – Ergebnisse einer kurzen interaktiven Befragung der Teilnehmer der Dezembertagung 2016
  • Simon Dudek, Claudia Hefner, Andreas Kallert:
    Warum immer Wachstum? Von politischer Peripherisierung zu Gleichwertigkeit der Vielfalt
  • Alexandra Tautz, Jan M. Stielike, Rainer Danielzyk:
    Gleichwertige Lebensverhältnisse neu denken – Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis
  • Peter Foißner:
    Die Mitwirkung der Zivilgesellschaft im Rahmen der Städtebauförderung - Aktivierung der Bürgerinnen und Bürger vs. Bürokratisierung der Förderung
  • Jochen Corthier:
    Regional-Demographie und Armut: Zur Interdependenz von natürlicher und räumlicher Bevölkerungsbewegung am Beispiel der Residualbevölkerung ländlich-peripherer Abwanderungsgebiete in Mecklenburg-Vorpommern
  • Martin Heintel, Markus Speringer, Judith Schnelzer, Ramon Bauer:
    Index der relativen multiplen Benachteiligung: Fallbeispiel Region Oberpinzgau (Salzburg/Österreich)
  • Thomas Lindemann:
    Hilfsfristen als Planungsparameter im Rettungswesen als "Tabu-Thema": Feuerwehr-Mythos "8 Minuten"
  • Rainer Winkel:
    Mindeststandards der Infrastruktur: Hilfreich oder kontraproduktiv?
  • Sigrun Kabisch:
    Umsiedlung - die soziale Dimension von Siedlungsauflösungen im Fokus
  • Klaus J. Beckmann:
    Über die Entleerung von Räumen – Tabu oder vernachlässigter, aber notwendiger Diskurs?
  • Arvid Krüger, Maximilian Müller:
    Land ohne Landkreise - Daseinsvorsorge und Infrastruktur in Thüringen
  • Dirk Michaelis:
    Kreisentwicklungskonzept Landkreis Stendal 2025 – Fragen im Ergebnis einer Raumanalyse
  • Timo Fichtner, Timm Sebastian Wiegand:
    Zunehmende Vielfalt im ländlichen ÖPNV – sind die Rahmenbedingungen auf der Höhe der Zeit?


Die Veröffentlichung ist ein Kooperationsergebnis der Deutschen Gesellschaft für Demographie e.V. (DGD) mit dem BBSR, die gemeinsam seit vielen Jahren DGD/BBSR-Dezembertagung organisieren. Im Rahmen dieser Veranstaltung werden stets ausgewählte Fragen der demografischen Entwicklung im Raum diskutiert.

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