Stadt und Land erfüllen vielfältige Funktionen als Lebensräume der Menschen. Auf die menschliche Gesundheit können sich die Lebensräume unterschiedlich auswirken. Lärm und Schadstoffe in hochverdichteten urbanen Räumen nehmen stetig zu, Grünräume weichen der Nachverdichtung. Menschen auf dem Land müssen wiederum häufig länger zur Arbeit pendeln als die in der Stadt, auch der Weg zum Hausarzt oder Krankenhaus ist weiter. Auch die Corona-Pandemie zeigt, wie stark unsere Lebensräume uns gesundheitlich beeinflussen können.
So neu diese Erfahrung mit solch einem Virus für uns alle auch sein mag: Der „räumlich-zeitliche Kontext von Gesundheit und Krankheit“ steht seit jeher im Fokus der Gesundheitsgeografie. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen schon lange, wie wir Pandemien vorbeugen können und was wir im Ernstfall tun müssen. Sie bearbeiten aber auch viele weitere Themen, die in unserer aktuellen Situation ebenso wichtig bleiben. Das sehen wir selbst inmitten der Corona-Krise: Nicht nur das Virus an sich schadet uns. Auch Kontakt- oder gar Ausgangssperren, geschlossene Geschäfte und Schulen, existenzielle Sorgen und fehlende Bewegung können Körper und Geist negativ beeinflussen. Überhaupt wirken sich unser Lebensumfeld und seine spezifischen Ausprägungen – egal ob in der Stadt oder auf dem Land – stark auf unser Wohlbefinden aus.
Dieses Heft versammelt daher auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Beiträge. Es geht um Bewegungsräume, Grün- und Wasserflächen in Städten, das Pendeln zur Arbeit oder Hitze in der Stadt. Im Fokus stehen auch Standorte der Gesundheitsversorgung – wie Krankenhäuser und medizinische Versorgungszentren. Ausführungen zu Konzepten wie Umweltgerechtigkeit, EcoHealth und mentale Gesundheit sorgen für einen theoretischen Grundstock.
In wissenschaftlichen Aufsätzen, Kommentaren und Interviews geben die Autorinnen und Autoren vielschichtige Einblicke. Warum ist es wichtiger denn je, Kapazitäten von Krankenhäusern zielgerichtet einzusetzen? Wozu führt die Ökonomisierung der Gesundheitsbranche? Wie sorgen Kommunen dafür, dass sich Belastungen und Ressourcen der Umwelt „gerechter“ verteilen? Und auf welche Weise unterstützen Hitzeaktionspläne ältere Menschen?
Redaktion:
Evi Goderbauer, Katharina Hackenberg, Stephanie Haury, Marion Klemme, Gregor Lackmann, Thomas Pütz, Daniel Regnery, Friederike Vogel
izr@bbr.bund.de
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Inhalt
Thomas Claßen
| Gesundheitsförderliche Stadtentwicklung
Angesichts der ungebrochenen Attraktivität von Städten müssen wir uns damit auseinandersetzen, wie wir unsere Städte nach haltiger und gesundheitsförderlicher entwickeln können.
Download (PDF, 5MB, Datei ist barrierefrei/ barrierearm)
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Andreas Beivers | Weniger ist mehr: Qualitäts- und erreichbarkeitsorientierte Bündelung von Versorgungskapazitäten
Wie lassen sich die an der Notfallversorgung teilnehmenden Krankenhäuser in Deutschland besser verteilen? Und wie gelingt eine effektivere Patientensteuerung?
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Gregor Lackmann, Thomas Pütz | Erreichbarkeit von Akutkrankenhäusern für ausgewählte Indikationen
Ein leistungsfähiges Gesundheitssystem ist ein wichtiger Teil der Daseinsvorsorge. Kann unter Qualitäts- und Kostenaspekten die Erreichbarkeit von Einrichtungen der stationären Gesundheitsversorgung vor allem in ländlichen Regionen erhalten werden?
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Im Gespräch mit Susanne Müller | Medizinische Versorgungszentren
Mit der Gesundheitsreform im Jahr 2004 wurden an der Nahtstelle von ambulanter und stationärer Versorgung die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) aus der Taufe gehoben. Ärzte und weitere Heilberufe bieten hier medizinische Versorgung und Heilbehandlungen aus einer Hand an.
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Juliane Kemen, Silvia Schäffer-Gemein,
Thomas Kistemann | Klimaanpassung und Hitzeaktionspläne
Durch den Klimawandel steigt die Wahrscheinlichkeit auf intensive Hitzeereignisse. Das wirkt sich auch gesundheitlich aus. In Köln entsteht ein Hitzeaktionsplan für Menschen im Alter.
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Christiane Bunge, Julia Rehling | Umweltgerechtigkeit in Städten
Empirische Befunde weisen darauf hin, dass gesundheitsrelevante Umweltbelastungen und -ressourcen in Städten ungleich verteilt sind. Der Beitrag zeigt, wie sich der integrierte Ansatz Umweltgerechtigkeit auf kommunaler Ebene umsetzen lässt.
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Timothy McCall, Tatjana P. Liedtke,
Michaela Liebig-Gonglach, Julius Freymüller,
Claudia Hornberg | EcoHealth und Stadtplanung
EcoHealth beschäftigt sich mit der wechselseitigen Beziehung zwischen Ökosystemen und der menschlichen Gesundheit. Wie kann die Stadtplanung von diesem Ansatz profitieren?
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Heike Köckler, Daniel Simon, Kerstin Agatz,
Johannes Flacke | Gesundheitsfördernde Stadtentwicklung
Die Leitbilder einer gesundheitsfördernden Stadtentwicklung und umweltbezogenen Gerechtigkeit finden immer mehr Zustimmung. Wie integrieren wir sie in die räumliche Planung?
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Sebastian Völker, Hendrik Baumeister | Stadtblau – Gesundheitschancen für Stadtbewohner
Wasserflächen in der Stadt wirken gesundheitsförderlich. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des fortschreitenden soziodemografischen Wandels und des Klimawandels erhalten sie auch in der Politik eine zunehmende Bedeutung.
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Robin Kähler | Gesundheit – nur ein Wunsch?
Wie eine städtische Raumplanung zu gesunden Sport- und Bewegungsräumen gelangt: Der Beitrag beschreibt die Situation in unseren Städten und leitet daraus Handlungsempfehlungen für die kommunale Praxis ab.
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Steffen Häfner | Gesundheitliche Folgen des Pendelns
Pendeln gehört heute zum Alltag vieler Beschäftigter. Wie gut sich das Pendeln gesundheitlich dauerhaft verkraften lässt, hängt nicht zuletzt vom gewählten Verkehrsmittel und der Planung der Fahrstrecke ab.
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